Transfer Türkei – Sizilien

Milos

Nach 5 Jahren mussten wir aus der Türkei ausklarieren um wieder Einklarieren zu können. Dies war laut dem türkischen Agent virtuell möglich. Als wir vor Ort waren mussten wir jedoch unverzüglich die Türkei verlassen, also keine Covid Kulanz. Die Grenzen zu Griechenland und Zypern waren für Yachten geschlossen. Die einzige Möglichkeit war somit Italien, für uns der direkte Kurs von 270 Grad nach Sizilien und ein definitiver Abschied aus der Türkei und den Freunden.

In Griechenland haben wir schon mit den ungenauen Wettervorhersagen zu kämpfen gehabt. Plötzliche Starkwinde von bis zu 45 Knoten waren eine Seltenheit.
Für die Überfahrt des Ionischen Meeres sagten alle Wetterdienste (Windy, Predictwind, iGrip)  Schwachwinde von bis 15kn NE voraus. Auch mit dem Wetterabgleich eines welterfahrenen Segelfreundes in der Schweiz  gab es keine Unstimmigkeiten.
Bei der letzten Möglichkeit einer stabilen Internet Verbindungen, waren nach dem dritten Peloponnes Arm immer noch Schwachwinde angesagt, also keine Anzeichen eines Sturmes.
Am Mittwoch Nachmittag (16.9.2020) setzte Wind ein. Zuerst 15kt schön zum segeln. Dann änderte sich schlagartig die Situation. Ein flaches schwarzes Wolkenband näherte sich aus Süden sehr schnell.
Beim schnellen Setzen der Sturmfock wurde mit einem der ersten Brecher über das gesamte Deck klar das dies hier nichts Gutes verspricht. Das Cockpit wurde geflutet und die Kraft des Wassers  hat die Niedergangstür mit einem Schlag aus dem Scharnier gerissen und in den Salon katapultiert. Keine Zeit in diesem Augenblick für das Anbringen der Steckschots ... Diese wurden sofort danach angebracht. Auch das einrollen der Genau war mit 50kn nicht mehr korrekt möglich.
Wind bis 50kn und sofort hohe steile Wellen machten es nötig vor dem Sturm abzulaufen. (Richtung N) . Nach raschem Einsetzen der Dunkelheit war das Abschätzen der Brecher unmöglich.
Wir verbringen die Nacht im inneren der Yacht mit einem stündlichen Wachwechsel. Es ist mental Anstrengend , von den blauen Flecken einmal abgesehen.
Danach drehte der Wind von S auf E, neue Brecher aus E machten die Stuation noch zusätzlich gefährlicher.
Am Morgen wird um wieder auf Kurs zu gehen eine Halse im 1 Grad Rhythmus notwendig.
Die See ist noch immer mit hohen Wellen unterwegs , so richtig Tag will es nicht werden.
Als bei der Annährung zu Sizilien wieder Internet verfügbar war, haben wir von dem Medicane Ianos erfahren. Mit dem Ablaufen nach N konnten wir intuitiv dem Kern entfliehen und somit die erste Erfahrung dieser Art gemacht.
Der Sturm dauerte insgesamt 24 Stunden, der Wind ist nie unter 30kn gesunken.
Im Mittelmeer fehlt definitiv ein Medicane Warnsystem.

Wir  haben uns zum Glück nicht verletzt, nur physisch und psychisch waren wir voll angeschlagen.
Dank Sagarena einem stabilen Langkieler mit hohem Freibord und der Kursänderung  haben nur 2l Brecherden Weg  ins Cockpit gepackt.

Bis zum Port of Entry (Altstadt vom Syrakus) konnten wir mit dem Rest Wind des Medicane bis kurz vor die Altstadt von Syrakus segeln. Der Hafenmeister befahl uns vor Anker zu gehen. Jetzt benötigen wir das Constituto von der Guardia Costiera. Körperlich am Limit bin ich per SUP zur Guardia Costiera gepaddelt. Dort erfuhr ich, es benötigt ein Declaration Maritime de Sante, ohne dies darf man die Yacht nicht verlassen. Zurück an Bord konnten wir dies per Mail senden und wir haben in die Marina verschoben.
Die Altstadt vom Syrakus ist eine genial schön, mit vielen guten Restaurants. Ein willkommenes Highlight für uns. Aber so richtig essen können wir noch nicht.
Maurus löst Andrea ab um eine Unterstützung und Hilfe für mich zu sein. Der endgültige Liegeplatz ist noch nicht erreicht - Marina di Ragusa.

Die beiden Brecher haben volle Arbeit auf dem Boot geleistet. Bilgen , Motor, Schränke und ein grosser Teil der Elektronik sind mit Salzwasser kontaminiert. Viel Arbeit die vor uns liegt nach der vielen Arbeit die hinter uns liegt.
Jede freie Minute ist nun reparieren und entsalzen angesagt.
Alle Kontakte der Elektronik wurden mit Kontaktspray gereinigt, die Niedergangstür wieder in die eigentliche Position gebracht, Bilgen reinigen etc. Kurzschlüsse in der Solaranlage behoben .....

Die letzten 59sm bis Marina die Ragusa können wir geniessen. Ohne Genua. Diese ist nach dem Sturm eine feste Verbindung mit der Rollanlage eingegangen .
Marina Di Ragusa ist eine sichere Marina. Die Umgebung mit Strand und einem kleinem angelegten Ferienort sind wunderschön.
Für ein Jahr wird SY Sagarena dort bleiben und dann sehen, segeln wir weiter.

Sailing in to dark

One Comment

  1. Zarahzoe

    Wenn möglich versucht in der Marina di Cala del Sole in Licata einen Liegeplatz zu bekommen. Ist sehr empfehlenswert.

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